Sony Image Viewer im Workflow

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In 2009 habe ich beschlossen nur noch im RAW Format zu fotografieren. Seitdem habe ich mir immer wieder die Frage gestellt – welche Software entwickelt eigentlich die RAW Dateien der jeweiligen Kamera am Besten? Das Naheliegendste war zunächst die Software des Kameraherstellers. Egal ob Canons DPP, Olympus Viewer oder Fujis RAW File Converter – die hauseigenen RAW Entwickler habe ich alle zumindest einmal ausprobiert. Trotz der meist besten RAW Entwicklung, zeichneten sich die Herstellerprogramme fast durchweg durch extreme Langsamkeit und ungelenke Bedienung aus. Von DAM Fähigkeiten ganz zu schweigen. Insofern bin ich doch all die Jahre immer wieder bei Adobes Lightroom geblieben. Aufgrund der Katalog-basierten Struktur von Lightroom, habe ich auch immer wieder an dem optimalen Workflow mit Lightroom gearbeitet, um effektiv und effizient zu sein.

Neuer Workflow

Vor einiger Zeit schon habe ich meinen Workflow mal wieder umgestellt. Und zwar gleich zu Beginn, BEVOR die Bilder in den Lightroom Katalog importiert werden. Mithilfe eines schnellen Foto-Viewers lösche ich vorab gnadenlos alles was unscharf ist oder mir irgendwie doch nicht gefällt. Dazu verwendete ich seit geraumer Zeit den Faststone Image Viewer von der gleichnamigen Firma Faststone Soft. Das ist Freeware aber selbstverständlich freuen sich die Entwickler über eine Spende. Der Viewer kann so ziemlich alle Arten von RAW, sowie andere Formate lesen und anzeigen. Die Anzeigequalität der RAW ist wirklich gut, sodass man auch eine erste Schärfebeurteilung machen und Bilder gewissenhaft auf dieser Basis löschen kann. Das ist nämlich nicht bei allen Viewern der Fall. Trotzdem ist der Faststone pfeilschnell. Man kann mit den Pfeiltasten wirklich flink durch eine grosse Sammlung scrollen und löschen.

Das hat zum Einen den Vorteil, dass man den ganzen „Schrott“ gar nicht erst in den Lightroom Katalog importiert und zum Anderen, sichert man den „Schrott“ nicht auch noch beim Import. Ich erstelle nämlich grundsätzlich beim Import sofort ein BackUp der jeweiligen Datei auf einer externen SSD. Hierzu muss man im Lightroom Importdialog lediglich einen Haken bei „Zweite Kopie an folgendem Ort anlegen“ setzen und das Ziel für das Backup festlegen. Das charmante daran ist, wenn man wie ich, die Dateien beim Import nach dem Schema YYMMDD_hhmmss_Dateiname umbenennt, werden die Backup Dateien ebenfalls bereits in diesem Namensformat auf dem externen Laufwerk gesichert.

Zusammengefasst mein aktueller Workflow im Schnellüberblick:

  1. Import der RAW von der Kamera auf externe SSD
  2. Schnellauswahl mit Sony Image Viewer (oder Faststone Viewer für Non-Sony) auf selbiger SSD
  3. Import in Lightroom Katalog mit Umbenennung und Backup auf zweite SSD
  4. Bearbeitung im Lightroom Katalog

Sony Image Viewer ähnlich wie LR

Um auf das eigentliche Thema rückzukommen, habe ich nach meinem Umstieg von Fuji zu Sony, selbstverständlich auch den hauseigenen Sony Image Viewer ausprobiert. Der Sony Image Viewer ist ein Bestandteil der Sony Imaging Edge Desktop Software Sammlung. Neben einem Editing und Remote Modul, gibt es eben auch den Viewer. Und surprise, surprise – das ist ein richtig gutes Stück Software! Insbesondere der Bildvergleich ist ungleich besser gelöst als beim Faststone Viewer. Besonders bei Serienaufnahmen ist der Sony Viewer besser geeignet, das eine perfekte Foto aus mehren Dutzend herauszufiltern. Allerdings wie den meisten hauseigenen Programmen liest der Sony Viewer ausschliesslich Sony ARW RAW-Dateien. Da ich aber bis auf eine kleine Canon G5 X, nur noch Sony Kameras verwende, stellt das für mich derzeit kein echtes Problem dar. JPG und TIF Dateien werden zumindest angezeigt. Allerdings lassen sich mit dem Viewer nicht nur Bilder auswählen/markieren, sondern auch direkt in den Editor übergeben und so gar bearbeiten oder exportieren. Allerdings finde ich das zu anstrengend im Vergleich zu Lightroom.

Der Sony Image Viewer (SIV) hat überraschend viele Gemeinsamkeiten mit den Bildauswahl- und Vergleichsfunktionen in Lightroom. So lässt sich im Vergleichsmodus (F12 Taste) ebenfalls mit den Pfeiltasten navigieren, sprich links=ZURÜCK, rechts=VOR, unten=Kandidat auf der rechten wird zur Referenz auf der linken Seite. Mit der ENTF Taste wird das ausgewählte Bild gelöscht.

ACHTUNG beim Löschen !!!
Beim Löschen wird das Foto SOFORT und UNWIEDERRUFLICH GELÖSCHT. Es landet nicht einmal im Windows Papierkorb! Das ist wirklich außergewöhnlich und muss beim Arbeiten damit berücksichtigt werden. Zur Not hat man natürlich immer noch das Original auf der SD Karte der Kamera.
UPDATE: seit einigen Versionen landen die Bilder jetzt doch im Windows Papierkorb und man kann sie wiederherstellen!

Performance

Grundsätzlich ist der Sony Viewer ähnlich fix wie der Faststone, lediglich bei den 120MB grossen RAW der A7R4 dauert das Rendern der RAW manchmal ein wenig länger. Man kann das auch gut sehen – sobald das Foto in der Vergleichsansicht (F12) erscheint, wird das Bild von der Mitte aus entwickelt. Das geht mal schneller und mal langsamer. Aber dafür kann man die Schärfebeurteilung präziser als beim Faststone durchführen.

Bewertung wird von Lightroom übernommen

Sehr praktisch ist auch, dass im Sony Viewer vorgenommene Sterne-Bewertungen und Farbmarkierungen beim Import in Lightroom übernommen werden. Normalerweise mache ich dies erst in Lightroom, aber bei besonders herausragenden Bildern, die mir schon im Sony Viewer auffallen, markiere ich diese vorab. Auch bei unscharfen Bildern, die ich aber trotzdem behalten möchte, mache ich das.

FAZIT

Der Sony Image Viewer stellt für mich ein gelungenes Stück Software dar, mit der sich sehr effizient Bildauswahl betreiben lässt. Sicherlich lässt sich das auch mit Lightroom sehr gut bewältigen. Allerdings reduziere ich durch die Vorauswahl vor dem Lightroom Import, die zu importierenden Bilder erheblich – vor allen Dingen bei vielen Serienaufnahmen. Und zusätzlich wird die Backup-SSD geschont.

###UPDATE März 2022###

Ich habe seit einiger Zeit festgestellt, dass sich das Rendering des Sony Image Viewer verändert und damit die Schärfebeurteilung verschlechtert hat. Zunächst war das nur ein Gefühl, aber heute habe ich mal den direkten Vergleich im Sony Image Viewer, Faststone Viewer und nach dem Import in LR CC gemacht. Habe dazu ein Bild herausgesucht, welches im Sucher der A7M4 scharf aussah und dann in allen drei Programmen geöffnet. Wirklich auffallend war der Unterschied zwischen den beiden Viewern von Sony und Faststone. In Faststone wirkt das Bild eher genauso wie in LR CC, wo ja beim Import die Standard-Schärfung (40/1.0/25/0) auf das RAW angewendet wird und das Bild dadurch bereits leicht geschärft ist. In den Viewern sollte das ja aufgrund der Schnelligkeit, lediglich das im RAW integrierte Vorschau-JPG sein. Aber das Bild sieht im Faststone Viewer um einiges schärfer aus und trotzdem bleibt das Programm pfeilschnell. Jetzt zögere ich gerade, was ich machen soll. Hatte mich schon an die sehr angenehme Bedienung des Sony Viewers gewöhnt…mal schauen ob ich wieder zum Faststone Viewer zurückgehe.

3 Replies to “Sony Image Viewer im Workflow”

  1. Danke. für den hilfreichen Tip. Ich werde das mal versuchen. Vor allem dein Vorgehen die Bilder erst solide in einem extra Viewer zu sichten gefällt mir. Ich nutze C1 für Sony. Werde davon aber abstand nehmen. Das Preisgehabe gefällt mir nicht. Dann doch wieder zähneknirschend das LR Abo. Ich bin im Sony Alpha Forum (selten) als SoSo! unterwegs und so auf dich gestoßen.
    Viele Grüße
    Uwe

    1. Hallo Uwe,
      gern geschehen!
      Ich habe ca. 1,5 Jahre lang nach einer Alternative für LR gesucht. Angefangen mit C1, über Affinity oder Exposure X3, welches mir besonders vom UI (User-Interface) gefallen hat. Aber irgendwas fehlt mir immer. Mit C1 kam ich bedienungstechnisch nicht klar. Affinity ist zu sehr Photoshop und ohne Datenbank. Exposure hatte seinerzeit eine sehr schwache Schattenaufhellung und Lichterabsenkung. Und keine Auto-Entwicklungsfunktion. Ja das ist für mich eine der wesentlichsten Funktionen einer Bildbearbeitungssoftware. Ich mache IMMER erst eine Autoentwicklung und gucke mir an was dabei herauskommt. Und bei LR habe zu ca. 60% schon eine brauchbare Entwicklung die mir ausreicht. Auch das Kartenmodul fehlte mir bei allen anderen Programmen komplett. LR ist nachwievor die umfangreichste Software zur Entwicklung&Verwaltung. Hinzu kommt das LR (mobile) inzwischen hervorragend mit mobilen Geräten und Apple TV für Diashows zusammenarbeitet. Unterm Strich ist es doch sein Abogeld (zähneknirschend) wert.
      Viele Grüsse Guido

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