Drei Dinge sagt man, muss ein Fotograf in seinem Leben tun – eine verständnisvolle Partner/in finden, einen ganzen Schrank für Fototaschen reservieren und einmal in den Yosemite National Park fahren. So oder so ähnlich auf jeden Fall. Die Frau habe ich bereits gefunden, aus dem Schrank sind mehrere Regalmeter geworden und 2018 habe ich es endlich in den YNP in den USA geschafft. Warum erst jetzt der Bericht? Ja gute Frage. Irgendwie waren immer andere Sachen gerade wichtiger und oft ist es auch gut zwischen dem Erlebten und dem Niederschreiben ein wenig Zeit vergehen zu lassen, um die ganzen Eindrücke verarbeiten zu können. Außerdem haben (die meisten) Fotos ja kein Ablaufdatum.
Im Spätsommer 2018 reifte in mir kurzfristig der Entschluss in die USA zu fliegen – Hintergrund waren ehrlich gesagt die hohe Anzahl angesammelter Flugmeilen bei KLM-Air France, die zu verfallen drohten. Kurzerhand den Meilenrechner bemüht und geschaut wie weit ich komme und welche Ziele interessant sein könnten. Irgendwie passte San Francisco ganz gut und so wurde kurzerhand der Flug DUS-AMS-SFO, sowie ein Mietwagen und für Yosemite ein Wohnmobil gebucht. Der Hinflug hat übrigens dafür gesorgt, dass ich nieder wieder KLM fliegen werde. Aber das wäre eine eigene Geschichte und hat nix mit Fotografieren zu tun.
San Francisco in 3 Tagen
Grob geplant waren 3 Tage San Francisco und 6 Tage Yosemite. Für SFO habe ich mir ein AirBnB Zimmer auf den Hügeln von Oakland, gegenüber von SFO gemietet. Die Preise in SFO sind wirklich außerirdisch. Noch dazu hab ich mir von meinem Gastgeber sagen lassen, dass die günstigen Hotels in SFO wirklich einen unterdurchschnittlichen Standard haben.
Für SFO stand auf jeden Fall auch Alcatraz auf dem Programm. Ein Freund hatte mir dringendst geraten dorthin zu gehen, obwohl ich zunächst nicht so begeistert davon war. Aber es sollte eine gute Empfehlung werden. Mit Ausnahme der Golden Gate, war einfach Treiben lassen angesagt.
SFO am Morgen
Bevor es gleich am ersten Morgen auf die Gefängnisinsel gehen sollte, hatte ich mir vorgenommen die Golden Gate im Morgengrauen zu fotografieren. Obwohl noch sehr müde vom Hinflug war, klingelte um 0430 der Wecker. Ab ins Auto und rein nach SFO. Dort machte ich mit dem Stativ einige Langzeitbelichtungen der Brücke und Umgebung. Das war sehr entspannend, da dort eine ungewöhnliche Stille herrschte – SFO war noch nicht erwacht.
Alcatraz
Auch für Alcatraz sollte man dringend im Vorfeld online ein Ticket für die Bootsüberfahrt kaufen. Es gibt zwar auch Tickets vor Ort am Pier, aber es ist DIE Touristenattraktion in SFO und dementsprechend frequentiert. Ich hatte direkt das erste Boot um 0900 vorab gebucht, um möglichst ohne Zeitdruck vor Ort fotografieren zu können. Die Bootsfahrt an sich ist schon ein Erlebnis, da man einen tollen Blick auf die Skyline von SFO hat. Wenn man „The Rock“ erstmals betritt, beschleicht einen schon ein mulmiges Gefühl. Typisch amerikanisch wird das aber auch vorzüglich inszeniert, z.B. mittels der Sperrgitter auf dem Weg auf das Schiff. Dort sind Zitate von ehemaligen Insassen aufgedruckt.
Das stimmt einen schon mal auf das Kommende ein. Auch der multilinguale mobile Audio-Guide, erzählt Geschichten mit zahlreichen Original-Stimmen von Insassen, sowie mit passenden Hintergrundgeräuschen. Das geht teilweise wirklich unter die Haut, was und wie das erzählt wird. Sehr gut gemacht! Ich kann jedem wirklich guten Gewissens empfehlen diesen -wenn auch überlaufenen- Ort zu besuchen.
YNP Yosemite National Park
Für YNP hatte ich mich dagegen akribisch vorbereitet und mir die iPhone App Yosemite Photographers Guide vom Landschaftsfotografen Michael Frye heruntergeladen. Die war wirklich sehr hilfreich – vor allen Dingen auch vor Ort. Das Wohnmobil habe ich übrigens über einen deutschen Anbieter CU-Camper gebucht, um vollumfänglichen Versicherungsschutz zu erhalten. Ich würde das auf keinen Fall vor Ort machen, um Überraschungen beim Preis und im Schadensfall zu vermeiden. El Monte hat auch nicht wie sonst üblich in den USA versucht mir Zusatzversicherungen oder Upgrades anzudrehen. Im Gegensatz zur Autovermietung am Flughafen. Trotz Vorbuchung mit Vollkasko haben sie versucht mir ein Upgrade mit dann neuem Versicherungspaket anzudrehen. Man muss da einfach standhaft bleiben. Mit dem Mietwagen gab es dann auch prompt Theater bei der Rückgabe am Flughafen. Sie wollten mir einen Bagatellschaden unterjubeln, der definitiv nicht von mir war.
Von SFO aus fährt man mit dem Auto ca. 3,5-4h in den YNP. Da mein Wohnmobil Vermieter El Monte RV aber außerhalb von SFO in Dublin sitzt, musste ich zunächst meinen Mietwagen am Flughafen von Oakland zurückgeben. Von dort aus kann man bequem mit der BART (Bay Area Rapid Transit) Bahn bis nach Dublin fahren. Zum Glück ist die Vermietstation recht nah an der BART Station gelegen, so dass es mit meinem Gepäck nicht zu umständlich war. Mit viel Gepäck wäre das sicher etwas anderes. Die Übernahme des Wohnmobils gestaltete sich sehr unproblematisch. Das Fahren dieses Monsters mit V10 Benzin-Motor (!) allerdings schon. Über den Verbrauch hülle ich den Mantel des Schweigens – unfassbar wenn man aus Europa kommt und Diesel Womo mit 11L D-Verbrauch gewohnt ist. Die Verschwendung von Ressourcen für ein XXL Leben in den USA ist aus meiner Sicht immer noch frapierend und ein Schlag ins Gesicht für jeden bewusst lebenden Mittel-Europäer. Aber das führt jetzt zu weit.
Der Weg ging dann mit einem Zwischenstopp am Casino im Chukchansi Gold Resort direkt in den YNP. Der Grund für den Halt am Casino war nicht das Zocken, sondern der kostenlose und überwachte Wohnmobil-Parkplatz am Casino. Außerdem gibt es in der Nähe noch einen Dollar Supermarkt -so eine Art 1€ Laden- wo man allerhand nützliches Zeug und auch Lebensmittel bekommt. Dort habe ich mir beispielsweise für 7$ eine Pfanne zum Eierbraten gekauft, die ich sogar mit nach Hause genommen habe und heute noch verwende! 🙂
Vom Casino aus waren es zwar nur noch knapp 60 Meilen, aber die haben es in sich. Dafür muss man alleine 1,5-2h einplanen – es geht halt ordentlich nach oben mit zahlreichen Serpentinen. Demzufolge hieß es wieder einmal – früh aufstehen, um gleich am Morgen mit dem Fotografieren im YNP loslegen zu können.
Mit dem Wohnmobil in den YNP Wohnmobil und YNP ist nicht ganz so einfach. Genauso wie die Eintrittskarte, sollte man den Übernachtungsplatz im Voraus online buchen. Allerdings ist es nahezu unmöglich kurzfristig einen Platz zu bekommen. Die Plätze für Wohnmobile sind auf Monate ausgebucht und einfach so im Wohnmobil übernachten darf man im Park offiziell nicht. Zahlreiche Bergsteiger/Kletterer lassen ihre Fahrzeuge u.a. auch Wohnmobile insbesondere vor dem El Capitan stehen und übernachten teilweise auch darin...
Yosemite Valley Highlights
Los ging es mit dem berühmten Yosemite Valley View am Northside Drive. Von da aus hat man den durch Ansel Adams berühmt gemachten Blick in das Valley, auf den prominenten El Capitan und dem Merced River im Vordergrund. Bei Sonnenaufgang warten dann viele Fotografen dort auf das erste Glühen der Steilwand des El Capitan.
Ein weiterer Klassiker, der in keinem Yosemite Portfolio fehlen sollte, ist der Tunnel View. Es ist die erste Station im YNP wenn man von Westen aus über die Wavona Road aus dem Tunnel kommt. Zusammen mit dem Blick vom Glacier Point einer der schönsten Views im YNP. An dem Tag hatte ich Glück, da dort schöne Quellwolken aufzogen.
Der Glacier Point ist ca. 1000m über dem Tal gelegen und bietet einen atemberaubenden Blick über das Yosemite Valley mit Half Dome, Clouds Rest, Liberty Cap sowie die Vernal und Nevada Falls. Die Anfahrt zum Glacier Point ist recht langwierig aber die Mühe lohnt sich auf jeden Fall. Zumal sich dem Weg dorthin, auch noch der Sentinel Dome und der Taftpoint befinden. Ebenfalls Aussichtspunkte, die man nicht missen sollte.
Allerdings muss man für den Sentinel Dome, sowie den Taftpoint ordentlich Zeit einplanen. Beide wollen mühsam erwandert werden und können nicht -wie der Glacier Point- mit dem Auto angefahren werden. Die Belohnung dafür ist ein bizarrer rundlicher Felskoloss (Sentinel Dome), sowie ein 360° Grad Panoramablick, der seinesgleichen sucht.
Ein wichtiges Thema im YNP sind Waldbrände. Diese wurden früher von den Ah-wah-ne-chee Indianern gezielt gelegt und inzwischen auch von der Parkverwaltung wieder praktiziert. Hintergrund ist die wichtige Funktion von Waldbränden für das Eco-System des Yosemite Valley. Es gibt Pflanze, die regelrecht auf Waldbrände angewiesen sind, um sich optimal reproduzieren zu können. Deshalb sieht man immer wieder auch kontrolliert ablaufende, kleinere Waldbrände im YNP. Selbstverständlich hat das nichts mit den unkontrolliert wuchernden Waldbränden aufgrund von anhaltender Dürreperioden zu tun. Diese versucht man mit allen Mitteln zu vermeiden – deshalb kein Lagerfeuer o.ä. außerhalb von offiziellen Feuerstellen erlaubt.
Wildlife
Wildlife war ehrlich gesagt eine kleine Enttäuschung im YNP. Entweder hatte ich Pech oder kein Glück in den 6 Tagen, die ich mich dort aufgehalten habe. Die Anzahl der Tierarten lassen sind an knapp 2 Händen abzählen. Eichhörnchen, Damwild, Streifenhörnchen, Kauz, Diademhäher, Buntspecht und einmal kurz zwei Wölfe. Mehr kam mir in den 6 Tagen nicht vor die Linse. Bären, vor denen an jeder Ecke und an jedem Parkplatz eindringlich gewarnt wird, konnte ich leider nicht entdecken.
Was man dagegen reichlich vor die Linse bekommt sind Touristen und waghalsige Bergsteiger, die quasi überall in den Bergen abhängen. Und das ist wörtlich zu nehmen. Bei ihren tagelangen Klettertouren durch die 1000m hohe Granitwand des El Capitan schlafen sie nachts abhängend in der Felswand! In der Dämmerung kann man immer wieder die kleinen Kopflampen am Fels erkennen.
Noch ein paar Worte zu den Übernachtungen im Wohnmobil. Von den 5 Nächten waren nur 2 auf Campingplätzen gebucht. Die anderen 3 Nächte habe ich zunächst versucht abends einen möglicherweise kurzfristig stornierten Platz zu bekommen – leider bei mehreren Plätzen ohne Erfolg. Dann wurde es abenteuerlich. Eine Nacht habe ich mich sehr spät am Abend, einfach auf einen Parkplatz innerhalb des Parks gestellt. Ein andermal -auch erst sehr spät am Abend- im Valley an den Fahrbahnrand eines Campingplatzes. Bei der dritten Übernachtung wollte ich mich neben einen anderen Camper auf der einzigen Tankstelle im YNP, der Crane Flat Gas Station stellen. Als ich noch vorher tanken wollte, kamen gerade die Park Ranger um die Ecke und machten ein ziemliches Theater beim dem Kollegen, der quasi schon geschlafen hatte. Insofern war für mich glasklar, dass das hier keine Option ist. Bin dann schweren Herzens aus dem Nationalpark herausgefahren und habe mich kurz vor dem Eingang des Parks, zu einem anderen Wohnmobil gestellt. Alles in Allem war das schon sehr stressig und nervenzehrend nicht zu wissen, ob man in Ruhe übernachten kann.
Ich hoffe einen ersten Eindruck vom YNP gegeben zu haben. Dieser Nationalpark ist wirklich eine Reise wert. Es gäbe noch viel mehr zu berichten – selbst 6 Tage bringen schon eine überwältigende Fülle von Eindrücken mit sich, die auch nach Jahren noch nachwirken, wie ich beim Schreiben des Artikels merke. Seit meinem ersten Besuch dort, kann ich die lebenslange Begeisterung von Ansel Adams für diesen Ort nachvollziehen. Es gibt nur wenige Orte auf der Welt, wo man die überwältigende Schönheit, Weite und auch Kraft der Natur so eindrucksvoll vor Augen geführt bekommt. Schließen möchte ich mit Worten von John Muir, der treibenden Kraft zur Gründung des YNP im Jahre 1890:
Es gibt also keinen Grund in seinem Leben nur einmal dort gewesen zu sein.
Beeindruckende Bilder, die du hier zeigst. Sehr farbenfroh! Es hat spaß gemacht deinen Bericht zu lesen.
Mit welcher Kamera und mit welchen Objektiven warst du dort unterwegs? welches Objektiv hast du am meisten verwendet?
Verbesserungsvorschlag: Da ich einen Monitor mit 4K+ Auflösung nutze, sind die Bilder in deinem Artikel schon sehr klein. Leider kann man sie auch nicht vergrößern. Vielleicht kannst du das in zukünftigen Blogposts ändern.
Vielen Dank für die Blumen!
Yosemite 2018 habe ich komplett mit Fuji fotografiert – die meisten mit der X-H1 aber auch einer kleinen X-T20. Das XF10-24 f4 und das kompakte Tele XF55-200 f3.5-4.8 waren quasi Immer-drauf.
Die Bilder in den Blogposts sind aus der WordPress Mediathek eingefügt und ich lade grundsätzlich max. 1920×1080 Bilder in die Mediathek hoch. Aber in der Tat sollten die Bilder dann zumindest beim Anklicken auf die 1920×1080 vergrösserbar sein. Danke für den Hinweis, ich werde das mal in den Einstellungen prüfen.